Der Wind der Veränderung weht durch Madrazès, das alte Rugby-Heiligtum von Sarlat. Er schlägt den Alten die Baskenmützen ab und feuert die Jungen an. „Was macht dieser Amerikaner?“, hört man manchmal von der Seitenlinie aus geflüstert.
Zunächst einmal ist er kein Amerikaner. Dom(inique) Einhorn ist ein französischer Geschäftsmann aus dem Herzen des Elsass, der sein Vermögen mit der digitalen Revolution in den USA verdiente. Vor zwei Jahren verließ er den Smog von Los Angeles und zog in die sonnenbeschienenen Hügel des Perigord. Aber nicht, um sich zur Ruhe zu setzen. Sein Projekt ist ehrgeizig: Er will den größten ländlichen Start-up-Inkubator und Beschleuniger der Welt, UNIQORN, aufbauen.
Als versierter Sportler und begeisterter Sportfan ist es keine Überraschung, dass sich Dom nach weniger als einem Jahr in Sarlat schließlich dem Christian-Goumondie-Stadion in Madrazès zuwandte. Bei der Zusammenarbeit mit Jean-Luc Menchon, seinem Freund und Buchhalter, der zufällig der Präsident des örtlichen Rugbyverbands (CASPN) ist, erkrankte Dom an einem ernsten Fall des Rugby-Virus.
Aus Freundschaft zu Jean-Luc beschloss Dom, dass eines seiner Vorzeigeunternehmen, Mobcast (ein auf digitales Marketing spezialisiertes Unternehmen), das Team 2018 als Sponsor unterstützen sollte. Bis zur nächsten Saison war er ihr Hauptsponsor geworden, „nachdem er auf den Geschmack des Sports und der Mannschaft gekommen war“. Er fuhr fort: „Obwohl ich anfangs kaum mehr als die Grundregeln des Rugby wusste, war ich von der Atmosphäre rund um den Sport beeindruckt. Der Geist, den ich im Klub sah, war viel authentischer als alles, was ich in den Fussballmannschaften, die ich zuvor gesponsert hatte, erlebt hatte.
Für die jüngste „Federale 2“-Saison ist jedoch eine echte Revolution im Gange, die ehrgeizige Ziele verfolgt. Ziel ist es, die Mannschaft innerhalb von 5 bis 6 Jahren in die Profiliga „D2“ zu bringen (das sind ganze 3 Stufen höher als ihre derzeitige Kategorie). Sie planen aber auch, eine „Rugby-Universität“ zu gründen und das Spiel und die Kultur des Rugby auf allen Kontinenten zu verkaufen!
Die neue große Sache
Das Projekt wurde während des Covid-19-Ausgangssperre geboren, als Menchon Dom gegenüber seine Sorgen über den Verlust von Spielern und Sponsoren gestand. Die bevorstehende Saison sah düster aus mit einem von 450.000€ (~530.000$) auf nur 300.000€ (~350.000$) gekürztem Budget.
Nach einigen Tagen des Grübelns über das Problem kehrte der Geschäftsmann zu seinem Freund zurück: „Ich sagte ihm, dass ich meine Unterstützung anbieten würde, aber ich wollte noch einen wichtigen Schritt weiter gehen. Er fügte hinzu: „Ich habe die Idee vor Jahren entwickelt, aber er muss mich für leicht verrückt gehalten haben“. Angesichts der aktuellen Situation wurde sie viel besser aufgenommen, und es gab ein wenig mehr Erklärung.
Sobald der Lockdown beendet war, brachten sie die Führungsspitze des Clubs und die Fans zusammen, um sich am Brainstorming zu beteiligen. Der Direktorenausschuss hatte das letzte Wort: ein einstimmiges Votum zugunsten des XXXL-Projekts.
Somit wird am 1. Januar 2021 eine neue Sportgesellschaft „Sarlat Rugby“ offiziell das Licht der Welt erblicken. Nach dem Vorbild der stärksten und am meisten gehypten Teams Frankreichs, mit Dom Einhorn an der Spitze.
Die Körperschaft wird das A-Team führen, während der gemeinnützige Verband CASPN sich weiterhin um die Rugby-Schule und die Ausbildung junger Spieler kümmern wird. Neben der unabhängigen professionellen Struktur sind die Mitglieder des Vereins besonders an Investitionen in die nächste Generation von Spielern und Fans interessiert.
Wie man die Rugby-Revolution vorantreibt
Es ist zweifellos ein ehrgeiziges Projekt. Einhorn schätzt, dass mindestens 5 Millionen Euro über drei Jahre erforderlich sein werden, um die Ziele des A-Teams zu erreichen. Für diese Saison ist das erklärte Ziel einfach: den Einzug ins Liga-Finale und den Einzug in die Playoffs.
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Das Budget 2020-2021 des Vereins – vor der offiziellen Übernahme durch Sarlat Rugby im Januar – beläuft sich auf 700.000 Euro. Einhorn hat bereits zehn Mitarbeiter für das Projekt, und er geht davon aus, dass es in 18 Monaten auf 30 Mitarbeiter anwachsen wird. Sarlat kann kaum darauf zählen, dass Giganten wie Airbus oder Michelin die Mannschaft sponsern werden. Um das Geld aufzutreiben, hat Einhorn seine Ziele über die Grenzen Frankreichs hinaus gesetzt.
Einhorn will die Sichtbarkeit weit über das hinaus mobilisieren, was die Werbetafeln des Stadions bieten. Insbesondere durch die Schaffung neuer mehrsprachiger Rugby-Websites, Rugby-fokussierter mobiler Apps, Spiel-Highlight-Reels, TV-Angebote und Online-Streaming-Inhalte. Der Plan umfasst auch kurze Rugby-Inhalte im Videoformat, um die Bekanntheit des Sports im Ausland zu erhöhen. Neue Kontinente über den Rugbysport zu informieren und dabei das Team und seine Sponsoren zu fördern.
Große Sponsoren am Horizont für Sarlat Rugby?
Die Inhalte werden direkt in Sarlat produziert, mit lokalen Talenten und natürlich mit den Spielern selbst. Einhorn hat bereits eine Fernsehserie über Reisen produziert und verfügt über ein Rolodex voller Partner auf der ganzen Welt.
Auch der Ruhm und der Charme der Stadt sind ein Pluspunkt. „Sarlat ist eine kleine Stadt, zieht aber jährlich 3 Millionen Touristen an und ist in England, Australien und den USA bekannt. Das ist ein wertvolles Druckmittel und ein großer Gewinn! Allein die Einrichtung eines Geschäfts für Trikots und Mannschaftsartikel wird uns helfen, den Namen und die Marke zu exportieren. Er schloss. „Mit mehr Medienpräsenz können große Sponsoren gewonnen werden. Selbst die großen Sportausrüster werden schließlich ein Stück vom Kuchen haben wollen.
Die ehemaligen kaufmännischen Direktoren der Fußballvereine Manchester United und Inter Mailand (beides Kontaktpersonen von Einhorn) wurden zur Unterstützung des Abenteuers verpflichtet. Heute wurden bereits sechs Profispieler rekrutiert, die mehr als nur Rugby spielen sollen. Sie sind auch außerhalb des Spielfelds zu wichtigen Aktivposten geworden. Ihre Anstrengungen und ihr Fachwissen auf der geschäftlichen Seite werden für die Akquisition neuer Partnerschaften eingesetzt.
Sarlat Rugby ist auf dem Weg, eine Marke zu werden, aber das Projekt hört damit noch nicht auf.
Aufbau einer besseren Zukunft für Sarlat und Rugby
„Die Beziehung des Klubs zu seinem vielversprechendsten Aktivposten, den jungen Spielern und Fans, war besonders enttäuschend. Spieler wurden von anderen Mannschaften gestohlen“, beklagte Einhorn.
„Es ist wichtig, die Abwerbung unserer vielversprechendsten Talente zu verhindern“, fügte Menchon hinzu. „Wir wollen sie behalten und im Laufe der Zeit eine gutgläubige Ausbildungsakademie schaffen“, um echte Chancen zu schaffen. Eine Rugby-Universität, an der sie Disziplin, aber auch marktfähige Fähigkeiten, wie Fremdsprachen, trainieren und entwickeln können. Die angebotene Ausbildung wird schließlich auch Ingenieurwesen, Grafikdesign und digitale Kommunikation umfassen; alle Fähigkeiten, die die Spieler voraussichtlich in dem Technologiezentrum finden werden, das Einhorn in Sarlat aufbaut.
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Ein letzter Aspekt des Projekts besteht darin, die Fangemeinde des Sports zu erweitern. Sie wollen die ganze Familie einbeziehen und ein jüngeres Publikum und Freiwillige gewinnen. „Wir wollen eine familienfreundliche Vision in den Club bringen, der sie dringend braucht“, sagte Einhorn. Als Beispiel für ihre Bemühungen nannte er die Schaffung eines neuen Maskottchens. Benji der Salamander, eine Idee von Einhorns Ehefrau, Dr. Mia Nguyen-Einhorn, wird bald seinen ersten Auftritt haben. Ein Treffen mit den Fans und Sponsoren beim zweiten Heimspiel der Saison gegen Lormont am 11. Oktober.
Was die Zukunft für Sarlat Rugby bereithält
Es bleibt nur noch, ein paar orientierungslose Fans zu überzeugen, wofür nur Zeit und Ergebnisse ausreichen werden. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns“, räumte Einhorn ein. „Es liegt in der menschlichen Natur, vor Veränderungen misstrauisch zu sein. Unser Ziel ist es nicht, alle von Anfang an zu überzeugen, und unsere Kritiker sind bereits in der Minderheit. Hier ist die erste Botschaft, die er vermitteln möchte: „Um es klar zu sagen: Wir sind noch nicht hier, um einen Gewinn zu erzielen. Das Projekt ist ein kontrolliertes Risiko. Wir wissen, worauf wir uns einlassen, und es ist von mehr als nur geschäftlichen Zielen motiviert.
Bisher sind die Ergebnisse vielversprechend, denn das Sarlat Rugby hat bereits zwei Siege auf dem Konto. Das Team steht kurz vor der Tabellenspitze und wird es an diesem Wochenende mit dem derzeitigen Spitzenreiter Lormont aufnehmen. Das Spiel wird auf ihrem Heimrasen, im Christian-Goumondie-Stadion, ausgetragen.
Madrazès wird für alle Fans und Skeptiker gleichermaßen offen sein. Doch dieses Mal werden es ihre Jubelrufe sein, die die Luft füllen, und nicht das verwirrende Flüstern.
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(Bildrechte Cover Bild: Sarlat Rugby)
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