Eine Verschärfung, oder keine Verschärfung: dies ist die Frage die sich derzeit viele Staaten in Bezug auf ihre Migrationspolitik stellen.
Die Zahl der Straftaten die durch Extremisten mit Verbindung zu Bürgerkriegsländern verübt werden nimmt zu, so dass sich viele Staaten der Europäischen Union einen Politikwandel wünschen. Auch US-Präsident Donald Trump fährt seinen Anti-Zuwanderungskurs mit stärkeren Kontrollen für Einreisende aus Nationen die stark muslimisch geprägt sind.
Nachdem ein US-Richter das Dekret des Präsidenten als nicht verfassungskonform eingestellt hat, ist eine aufgeweichte Version dessen gültig geworden, wie von CNN berichtet wird. Inhabern von Green-Cards soll die Einreise nicht mehr verwehrt werden können, auch wurde der Irak aus der Liste der verbannten Staaten entfernt. Dennoch stehen Asylsuchende aus dem Iran, Syrien und Libyen vor großen Hindernissen einen Asylantrag genehmigt zu bekommen, erschwert wird auch der Familiennachzug von bereits anerkannten Flüchtlingen.
Neben der emotionalen Debatte die von Verfechtern beider Seiten geführt wird werden einige Fragen, die sich der Durchschnittsbürger stellen mag aus dem Blick gelassen:
Werde ich meinen Arbeitsplatz verlieren wenn mehr Migranten kommen? Kann unsere Wirtschaft diese Last tragen? Werden Steuergelder, die für Gesundheit, Bildung und Infrastruktur ausgegeben werden sollen, stattdessen für die Flüchtlinge verbraucht?
Ein Blick auf fünf Länder mit den höchsten Zahlen an akzeptierten Asylbewerbern kann dazu beitragen sich eine ausgewogene Meinung zu bilden. US News stellen eine Liste mit fünf Staaten auf, die 2014 große Zahlen an Asylbewerbern aufgenommen haben, diese sind: die USA, Deutschland, Großbritannien, Kanada und Frankreich.
Die USA
US News berichtet, dass 13 Prozent der Weltbevölkerung im Ausland geboren wurde. Die Obama-Administration hat 70.000 Flüchtlinge anerkannt und plant diese Zahl auf 100.000 in 2017 zu steigern. Diese Pläne sind angesichts des Trump-Kurses jedoch obsolet.
Dieser Zustrom war ein Segen für das Land, argumentiert der Atlantic.
Ab 2011 wurden mehr als 28 Prozent der Firmengründungen von Migranten umgesetzt. Fast 50 Prozent der Startups im Silicon Valley hatten mindestens einen Immigranten unter den Gründern. Die vier großen US-Städte, die wesentlich zur Gesamtwirtschaft beitragen, haben große Zahl an Zugewanderten wie: New York, Los Angeles, Chicago und Houston.
Deutschland
Eine der Wirtschaftsmächte der Europäischen Union akzeptierte im Jahr 2013 468.000 Einwanderer, die meisten davon aus den weniger wohlhabenden Ländern des Kontinents wie Polen und Ungarn, wie die US News berichtete. BBC fügt hinzu, dass etwa 890.000 Asylsuchende aus dem Nahen Osten die Deutsche Grenze im Zeitraum von 2014-2015 überschritten. Möglich gemacht wurde dies durch die Politik der offenen Tür seitens der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Merkel steht seit dem in der Kritik und unter Druck, auch von Verbündeten, die gleichermaßen beunruhigt sind, dass die riesigen Zahlen eine Belastung darstellen die das Land nicht bewältigen kann.
Eine im Fortune veröffentlichte Studie deutet allerdings darauf hin, dass die Einwanderer die sich in Deutschland erfolgreich einleben und anpassen insgesamt produktive Bürger sind die mehr Steuern zahlen, als sie an Sozialleistungen in Anspruch nehmen – ein Plus von 22 Milliarden Euro soll in 2012 eingefahren worden sein. Ein DW Report fügt dem hinzu, dass das Land einen Bedarf an 1,5 Millionen Migranten in den kommenden Jahren hat, da Deutschland stark unter dem demografischen Wandel leidet und junge Arbeitskraft gefragt ist, um sicher zu stellen dass die Industrien des Staates reibungslos weiterarbeiten können.
Großbritannien
US News stellt fest, dass im Jahr 2014 ganze 5,2 Millionen Ausländer in Großbritannien leben und arbeiten, in demselben Jahr sind zudem die Anträge von 25.000 Asylbewerbern genehmigt worden. Die Trennung Großbritanniens von der EU, auch als Brexit bekannt, löst bei vielen die Angst aus, dass die Insel sich zunehmend isolieren könnte, ein Mentalitätswandel der sich auch auf die Zuwanderung auswirken würde.
Diese Umkehrung kann sich negativ auf diverse Branchen auswirken, die auf ausländische Arbeitnehmer angewiesen sind und die von örtlichen Angestellten nicht übernommen werden, sagt der Independent. Bauunternehmen, die auf 2,2 Millionen Arbeiter aus Europa angewiesen sind, könnten ihre Projekte nur schwerlich zum Abschluss bringen. Der englische Gesundheitsdienst, National Health Service, schlägt Alarm und erinnert daran, dass 30 Prozent der Ärzte und 21 Prozent der Krankenschwestern aus dem Ausland stammen.
Frankreich
Das andere Kraftpaket der EU hat ab 2011 mehr als 5 Millionen Einwanderer aufgenommen, sagt die US News. Viele von ihnen stammen aus Algerien, Marokko und Portugal. Ein Bericht von The Local besagt, dass Einwanderer die Volkswirtschaft nicht belasten. Historische Daten zeigen, dass ein stetiger Zufluss an Migration die Wirtschaft regelmäßig um 0,2 Prozent wachsen lässt.
Kanada
Kanada bleibt trotz der Kontroverse eines der offensten Länder für Einwanderer und Asylsuchende. Der Premierminister, Justin Trudeau, sagte sogar, dass Kanada diejenigen Flüchtlinge, die von den USA abgelehnt würden, in Kanada aufnehmen würde. Der Nachbar der USA steht zu seiner Entscheidung bis Ende 2017 300.000 ausländischen Staatsangehörigen ein dauerhaftes Bleiberecht zu genehmigen, wie im Guardian berichtet wird.
Laut Independent wird Trudeau sogar noch einen Schritt weiter gehen und mit Trump über die Vorteile der Einwanderung sprechen. Einer von diesen ist der Zuwachs an jüngeren Generationen und Talenten, die die Industrie des Landes unterstützen und die Wirtschaft ankurbeln können. Kanadas 35 Millionen starke Bevölkerung hat eine sehr große Anzahl an älteren Menschen, und es bedarf dringend einer Auffrischung durch die Steigerung des Anteils an so genannten „Millennials“ in der Belegschaft um als Staat den internationalen Wettbewerb erfolgreich meistern zu können.
Die Einwanderung bleibt ein umstrittenes Thema, welches uns auch in absehbarer Zeit noch beschäftigen wird. Aber bevor hitzig reagiert wird, sollten bei kühlem Kopf auch die positiven Beiträge die die Migration mit sich bringt untersucht werden.
Dieser Text ist im englischen Original von Andrew Ross.
