In den letzten Wochen eskalierten die Spannungen zwischen Indien und China entlang ihrer seit langem umstrittenen Grenze, als Indien anfing eine strategische Straße im ladakhischen Galwan-Tal zu bauen, die die Region mit einem Flugplatz in der Nähe von Peking verbindet.
Vor kurzem trafen indische und chinesische Militärkommandeure zusammen, um zu versuchen, eine bittere Pattsituation entlang ihrer Himalaya-Grenze zu lösen, an der sich Tausende Soldaten auf beiden Seiten gegenüberstanden.
Indien und China haben nur wenige offizielle Informationen über die Situation veröffentlicht, aber Neu-Delhi behauptet, dass Die Auseinandersetzungen Anfang Mai begannen, als chinesische Soldaten an drei Orten tief in das von Indien kontrollierte Gebiet in Ladakh vorstießen und Zelte und Posten errichteten. Indien entsandte daraufhin Truppen in das Gebiet. Nach Angaben indischer Beamter ignorierten chinesische Soldaten verbale Warnungen, was zu Auseinandersetzungen führte.
Das chinesische „Eindringen in das Tal des Galwan-Flusses eröffnet ein neues und beunruhigendes Kapitel“, schrieb Ajai Shukla, ein ehemaliger indischer Militäroffizier, auf seiner Website.
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Angesichts von Berichten über ein erneutes Aufeinandertreffen chinesischer und indischer Truppen in Ladakh erschien Premierminister Narendra Modi im nationalen Fernsehen und forderte seine Mitbürger auf, die Abhängigkeit Indiens von Importen zu verringern und aatmnirbhar, der Hindi-Begriff für Selbstständ, zu werden.
Die Situation an der Grenze scheint eine Reihe von Boykottkampagnen gegen China im ganzen Land hervorgerufen zu haben. In den indischen Medienplattformen wird wieder einmal der „Drache“ beschimpft.
Ein jahrzehntelanger Streit um die Grenzregion
Die chinesisch-indische Grenzreihe erstreckt sich über fast 3.500 Kilometer, die die beiden Länder als „tatsächliche Kontrolllinie“ bezeichnen. Indien und China kämpften 1962 einen Krieg, der sich auf die Region Ladakh ausweitete. Beide Seiten versuchen seit Anfang der 1990er Jahre erfolglos, ihren Streit beizulegen.
Besonders umstritten ist die Behauptung Pekings, der nordöstliche indische Bundesstaat Arunachal Pradesh gehöre zu Tibet und damit zu China, was Indien zurückweist.
Im August 2019 erklärte Indien Ladakh einseitig zum Bundesgebiet und trennte es gleichzeitig von Kaschmir. China verurteilte, neben einer Reihe anderer Länder, diesen Schritt scharf.
In jüngster Zeit wird ein „Boykott-China“-Video in den sozialen Medien verbreitet, in dem sogar ein berühmter indischer Schauspieler teilnimmt. In dem Video wird zum entfernen alle chinesischen Apps von denMobiltelefonen aufgerufen. Die Deinstallation chinesischer Apps von den Millionen Indern soll der chinesischen Wirtschaft Schaden zufügen und eine klare Botschaft an Peking senden. In den sozialen Medien werden die Inder auch aufgefordert, ihre in China hergestellten Mobiltelefone, sowie alle anderen Produkte, auf denen „Made in China“ steht, zu entsorgen.
Selbst der indische Yoga-Guru Swami Ramdev hat sein eigenes Video auf Twitter veröffentlicht, in dem er veranschaulicht, wie man chinesische Anwendungen wie TikTok und Shareit deinstalliert und stattdessen die seiner Meinung nach indischen Anwendungen, d.h. Flipkart und Sharechat, installiert. Flipkart befindet sich zu 77% im Besitz des amerikanischen Einzelhandelsriesen Walmart, während Sharechat von einer Reihe chinesischer Investmentfirmen wie Shunwei Capital, Xiaomi und Morningside Ventures beträchtliche Mittel erhalten hat.
Das in Jaipur ansässige Unternehmen OneTouch App Labs veröffentlichte daraufhin eine Remove China App im Play Store von Google. Die App behauptete, in der Lage zu sein, chinesische Apps zu erkennen und sie zu löschen. Die Remove China App wurde auf etwa 5 Millionen Handys heruntergeladen, bevor Google die App wegen Verstöße gegen die Unternehmensrichtlinien entfernte.
Viele chinesische Unternehmen wie Xiaomi und TikTok erkennen Indien als ihren größten und wichtigsten Überseemarkt an. Es ist schwer für Inder, die chinesischen Apps über Nacht zu löschen, aber jede Kampagne, die zur Ablehnung chinesischer Apps aufruft, kann nur dann erfolgreich sein, wenn den Indiern eine guteAlternativen angeboten wird.
Indische Apps haben lange gebraucht, um im Google Play Store und App Store von Apple erfolgreich zu sein. Vielen Indern sind Einzelheiten über die Eigentumsverhältnisse hinter den Technologiefirmen und die Höhe der chinesischen Beteiligung nicht bekannt. Es ist daher fraglich, ob die indische Bevölkerung alle chinesischen Produkte zurückweisen kann, wenn man bedenkt, dass chinesische Firmen Milliarden in die indische Technologieszene investiert und viele indische Mitarbeiter eingestellt haben.
Laut einem Bericht des in San Francisco ansässigen Marktforschungsunternehmens SensorTower wurde TikTok im Mai als die weltweit am häufigsten heruntergeladene spielfreie App eingestuft. Es wurde über 111,9 Millionen Mal installiert – doppelt so viele wie vor einem Jahr – wobei Indien im Mai 20% der gesamten Downloads ausmachte.
TikToks Muttergesellschaft ByteDance hat vor kurzem eine beträchtliche Anzahl von Mitarbeitern in Indien eingestellt und hat vor kurzem Veröffentlicht 1 Milliarde Dollar in dem Land zu investieren.
Beginnt jetzt ein weiterer Handelskrieg?
Ökonomen haben wiederholt vor Boykottkampagnen gewarnt, weil sie die Position Indiens und Chinas in der Weltwirtschaftsordnung nicht genau wiedergeben.
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Biswajit Dhar, Professor an der Jawaharlal Nehru University in Neu-Delhi, sagt: „Indien ist ein Land mit beschränkten Ressourcen und auf der Suche nach ausländischen Investitionen. Wenn Sie sich auf ausländische Investitionen stützen, werden Sie ausländische Firmen anziehen. Wenn Sie also ausländische Produkte verbieten oder boykottieren, was werden Sie gegen diese ausländischen Unternehmen unternehmen?
Dhar betonte auch, dass der Haupteinfluss Chinas in Indien im Handel liegt, nicht in Investitionen. Das Handelsdefizit Indiens mit China betrug zwischen 2018 und 2019 rund 65 Milliarden US-Dollar (57 Milliarden Euro). Dhar sagte, dass jeder, der sich für eine Kampagne für ein „Nein zu China“ einsetzt, nicht die Auswirkungen des jüngsten Handelskrieges zwischen den USA und China vergessen sollte. „In der heutigen Zeit zahlen sich solche Maßnahmen auf lange Sicht möglicherweise nicht aus“, sagte Dhar.
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