Handeln auf Margin – Infos für Options-Neulinge

Margins bieten Optionshändlern viele Möglichkeiten, stellen aber auch ein Risiko dar. Wie man mit Bedacht auf Margin handelt und welche Werte man berücksichtigen muss, sollte man vor einem solchen Schritt jedoch genau wissen.
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Investoren, die mit Optionen handeln, spielen eventuell auch mit dem Gedanken, sich mit Margings zu beschäftigen. Diese können Investoren zu besseren Ergbenissen verhelfen, oder auch in den Ruin treiben. Um Letzteres zu vermeiden, sollte man sich darüber informieren, welche Werte bei einem Handel auf Margin zu berückrichtigen sind, und welche Risiken man eingeht.

 

Was beduetet Margin?

Das Wort Margin stellt ganz einfach eine Sicherheitsleistung dar. Diese Sicherheitsleistung ist eine Summe, die der Händler beim Handel mit Optionen oder Futures bei seinem Broker hinterlegen muss.

Da du für jede Position eine geringere Sicherheitsleistung hinterlegen musst, als die Aktien tatsächlich wert sind, handelst du also auf Kredit.

Margin-Berechnung für Aktienpositionen

Die Initial Margin bei gewöhnlichen Aktien-Positionen liegt bei 25% des Aktienwertes. Beispiel:

Eigenkapital (mit Beleihungswert): 10.000 €

Kauf von hundert Aktien zu je 100 €

Gesamtwert der Aktien: 10.000 €

Hinterlegte Sicherheitsleistung: 2.500 €

Dies bedeutet, dass du theoretisch 4 mal mehr Aktien kaufen könntest, als du dir leisten kannst. Ich rate davon natürlich ab, denn der Hebel geht auch in die andere Richtung. Dreht der Markt, ist dein Konto platt.

Die 25% Sicherheitsleistung werden bei Eröffnung der Position und beim Halten der Position gefordert. Über Nacht wird jedoch die Reg-T-Margin überprüft. Hier wird mit 50% des aktuellen Aktienwertes gerechnet.

Aktueller Aktienwert: 10.000 €

Reg-T-Margin: 5 0% des Aktienwertes: 5.000 €

Diese Berechnung ist wichtig für unsere weiteren Werte

Überschüssige Liquidität

Dies ist einer der wichtigsten Werte beim Handel auf Margin. Die Überschüssige Liquidität berechnet sich aus unserem Eigenkapital mit Beleihungswert (EWL…Equity with Loan) und der Initial Margin (IM). Wir rechnen weiter im oben genannten Beispiel.

Überschüssige Liquidität: EWL – IM

Überschüssige Liquidität: 10.000 € -2.500 € = 7.500 €

Überschüssige Liquidität: Größer 0, daher okay.

 

Würde man nun noch weitere Aktien kaufen wollen, ist dies nur möglich, solange dieser Wert größer 0 ist. Durch die Margin-Berechnung bei Positions-Eröfffnung würde der Broker in diesem Beispiel einen weiteren Kauf nur zulassen, wenn weniger als 7.500 € an weiterer Sicherheitsleistung notwendig sind.

Dies wird in Echtzeit zu jedem Handelstag überprüft, man kann also zu jederzeit nachsehen, inwieweit man noch liquide Mittel zur Verfügung hat. Reizt man die Liquidität jedoch weit aus, kann es schon am Ende des Handelstages passieren, dass  Positionen wieder liquidiert werden.

Dies bringt uns zu unserem nächsten Wert. Dieser Wert darf also nie auf 0 fallen.

Special Memorandum Account (SMA)

Der Kontostand eines speziellen Kontos (SMA) wird in Echtzeit an jedem Handelstag überprüft. Dieses Konto ist mit deinem Margin-Wertpapier-Depot verbunden. Der Kontostand wird hier fortlaufend kontrolliert, und am Ende eines jeden Handelstages steht die Überprüfung des oben genannten Reg-T-Margin-Wertes an.

Beim SMA gibt es zwei verschiedene Berechnungsmethoden. Beide Varianten werden am Ende des Tages berechnet. Der höhere Wert zählt. Ist dieser Wert kleiner als 0 werden Positionen liquidiert. Dieses Ereignis stellt den Margin-Call dar.

Methode 1:

SMA = ((Vortagsstand SMA +/- Barsaldoveränderung des Tages +/- Ersteinschussanforderungen der heutigen Transaktionen)

Der Vortagesstand des SMA und die Barsaldoveränderung zum Vortag sollte eigentlich selbsterklärend sein. Die Barsaldo-Veränderung ändert sich mit der Ein- und Auszahlung von Bargeld, sowie mit der Eröffnung und Schließung von Optionspositionen.

Hier die Erklärung:

Wir gehen in diesem Beispiel nur vom gewöhnlichen Kauf und Verkauf von Aktien aus. Beim Kauf von Aktien wird ein weitere Sicherheitsleistung hinterlegt. In diesem Szenario würde man die zusätzliche Sicherheitsleistung in der oben genannten Rechnung abziehen.

Beim Verkauf von Aktien wird weniger Margin gebunden. In diesem Szenario würden man die entfallene Sicherheitsleistung in der oben genannten Rechnung addieren, da der SMA-Wert über 0 sein muss.

In unserem Beispiel oben haben wir am Vortag einen SMA-Wert von 10.000 € (durch unsere Bareinlage). Wir haben nichts weiter eingezahlt, und auch nichts entnommen. Durch unseren Kauf von den 100 Aktien liegt die Reg-T-Margin bei 5000 € am Ende des Handelstages. Da wir kaufen, müssen wir diesen Wert hier abziehen.

SMA = 10.000 € + 0 € – 5000 €

SMA = 5000 €

Methode 2:

Die zweite Methode ist etwas einfacher zu berechnen. Hier wird der oben genannte EWL (Equity with Loan, oder auch Eigenkapital mit Beleihungswert) und wieder die Reg-T-Margin verwendet.

SMA = EWL – Reg-T-Margin

SMA = 10.000 € – 5000 €

In diesem Beispiel ist der Wert beider Methoden gleich, deshalb stellt sich auch nicht die Frage, welcher herangezogen wird. Ist er nicht gleich, wird der höhere Wert verwendet. Wichtig: Der SMA darf nicht unter 0 fallen.

Muss ich das selbst ausrechnen?

Nein, dies muss nicht selbst ausgerechnet werden. Der SMA-Wert wird, wie schon oben erwähnt, in Echtzeit kontrolliert und in deiner Handelsplattform ausgewiesen. Ich würde diesen Wert immer kontrollieren beim Einloggen in die Handelssoftware.

Ich versuche den SMA-Wert immer so halten, dass er mindestens so groß ist wie meine aktuelle Initial Margin, besser höher. Hierdurch wird sichergestellt, dass ich meine Margin-Anforderung höchstens auf 50 % ausreize. Viele Optionshändler nehmen diese 50 % Margin-Regel für ihren Handel an, wissen jedoch nicht, warum. Rechnet man ein paar dieser Beispiele durch  (mit Gewinnen und Verlusten im Aktienkurs) wird auch klar, weshalb 50 % Sinn machen. Die Rechnungen dazu darf jeder selbst erledigen.

Letztlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass man bei einer Margin-Auslastung von 50 % doppelt soviel handeln darf, als man sich leisten könnte. Ich persönlich fühle mich also im Beispiel oben relativ sicher, wenn ich Aktien kaufen müsste im Wert zwischen 10.000 und 20.000 Euro, eher die untere Grenze.  (Zur Erinnerung: Bis zu 40.000 Euro könnte ich durch die Margin handeln) Wenn ich das von meinem Konto herunterbrechen würde, hätte ich momentan Aktien im Wert von ca. 12.000 Euro im Depot. Der Großteil ist also mit meinem Kapital gedeckt, ein kleiner Teil wurde auf Margin gekauft. Sobald sich aber Gelegenheiten ergeben, werde ich natürlich wieder welche ausbuchen lassen.

30 % Crash

Angenommen man hätte wirklich mit 20.000 Euro Aktien gekauft, wenn nur 10.000 vorhanden waren, wäre man bis zu ungefähr 30% Kurssturz vor einem Margin-Call sicher. Dies geht aus meinen Berechnungen hervor. In diesem Szenario ist im Tages-Verlauf die überschüssige Liquidität bei Null angelangt, der Broker liquidiert die Position.

Zusammenfassung

Wenn du auf Margin handeln möchtest ist es von zentraler Bedeutung, dass die überschüssige Liquidität und der SMA NIEMALS auf 0 fallen. Am besten, du beginnst dich langsam heran zu tasten und schrittweise zu erhöhen. Ich würde allerdings auch dazu raten, die Margin nicht über 50 % auszureizen, besser weniger.  Ich spreche aber hier nur von meinem Optionshandelansatz. Handelt der Optionshändler mit dem Trend, oder generell einen anderen Ansatz, muss diese 50 % Regel nicht unbedingt zutreffen.

Ich kenne einige Händler, welche diese Sicherheitsleistung bis zu 80 % ausreizen, und dies ist für deren Ansatz auch kein Problem, da sie bei Problemen die Positionen sofort selbst glatt stellen. Aber hier kommt sehr viel Erfahrung mit hinein, also empfehle ich die Margin so gering wie möglich zu halten. Das Verständnis der Margin wird im langfristigen Handel eine große Rolle spielen. Mach sie am besten zu deinem Freund, nicht zu deinem Feind. Respektiere die Regeln der Sicherheitsleistung und werde nicht übermütig.

Bist du noch ein Neuling im Optionshandel? Kennst du dich mit den Begriffen noch nicht aus? Nicht verzagen, denn genau dafür habe ich eine kleine Wissens-Seite gebastelt: Optionen-Broker.de

DISCLAIMER: Dieser Artikel drückt meine persönlichen Ideen und Ansichten aus. Jede Information, die ich verbreite, stammt aus Quellen die ich für glaubwürdig und passend erachte. Ich erhalte weder eine finanzielle Kompensation für das Schreiben dieses Artikels, noch bin ich Anteilseigner einer der Firmen die ich erwähne. Ich ermutige alle Leser, eigene Analysen durchzuführen, bevor Investitionsentscheidungen getroffen werden.

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Christopher Linsberger

Christopher Linsberger

Christopher Linsberger ist Gründer und Autor eines unabhängigen Finanzblogs. S‎eit 2012 beschäftigt er sich mit der Frage nach dem Sinn des Arbeitsalltags und arbeitet seitdem an seiner finanziellen Unabhängigkeit. Auf easydividend.net veröffentlicht er transparent die Ergebnisse seines Optionshandels und versucht interessierten Personen zu helfen, ebenfalls ein zweites finanzielles Standbein an der Börse aufzubauen. Sein Wissensprojekt Optionen-Broker.de soll jeden Neuling an die Hand nehmen. Durch seinen Beitrag will er der deutschsprachigen Bevölkerung die Angst vor dem weltweiten Aktienmarkt nehmen und einen Weg aufzeigen, wie es jeder schaffen kann, finanziell frei zu werden.

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