Die unterschiedliche Geldpolitik der EZB und der amerikanischen Federal Reserve wirkt sich auch auf den Energiesektor aus. Es ist davon auszugehen, dass die US-Hochzinsanleihen anfälliger für Ölpreisbewegungen sind, als die europäischen. Insgesamt können die europäischen Unternehmen sich aber über verbessernde Unternehmensgewinne freuen, auch wenn dies in erster Linie dem aktuellen Abschnitt im Konjunkturzyklus geschuldet ist.
Zuletzt rückten die Öl- und Rohstoffpreise wieder verstärkt in den Fokus der Finanzmärkte. Bedenken hinsichtlich eines Angebotsüberschusses und die Angst vor einer schwindenden Nachfrage aus China dominierten jüngst die Schlagzeilen und verursachten Volatilität und Preisschwächen. Mike Della Vedova, Portfoliomanager der European High Yield Bond Strategie von T. Rowe Price stellt sich daher die Frage: „Steigt der europäische Markt für Hochzinsanleihen angesichts der größeren Abhängigkeit amerikanischer High Yields von Öl- und Rohstoffpreisen jetzt wieder in der Anlegergunst?“
Volatilität für europäische High-Yields niedrig
Die Energiebranche ist eine der größten Sektorgewichtungen im amerikanischen High-Yield-Markt und umfasst ungefähr 14 Prozent der Benchmark. Dieses Exposure lässt Della Vedova zufolge US-amerikanische Hochzinsanleihen anfälliger für Ölpreisbewegungen erscheinen als europäische, wo Emittenten aus dem Energiesektor gerade einmal fünf Prozent der Benchmark ausmachen. „Das bedeutet, dass Europa wahrscheinlich eher in Marktphasen eine Outperformance zeigt, in denen der Preisdruck für Öl- und Rohstoffpreise weiter stark anhält. Beim Blick auf die Zusammensetzung des Gesamtmarktes wird zudem deutlich, dass der US-Markt einen höheren Anteil an schwächer-bewerteten Unternehmen aufweist“, so der Experte. Emittenten mit einem C-Rating machten 14,5 Prozent der Benchmark aus. In Europa liege der Wert bei lediglich vier Prozent. „Unterm Strich scheinen das Risiko und die Volatilität für europäische High-Yields also niedriger zu sein als für amerikanische.“
Europa befindet sich in einem früheren Abschnitt des Konjunkturzyklus als die USA
Aus fundamentaler Perspektive rückt laut Della Vedova für Europa wie für die USA insbesondere ein aktuelles Thema in den Fokus und zwar die sich verbessernden Unternehmensgewinne. Della Vedova ergänzt: „Allerdings ist es wichtig herauszustellen, dass sich Europa in einem früheren, kreditfreundlicheren Abschnitt des Konjunkturzyklus befindet als die USA, mit einem geringen Inflationsdruck sowie steigendem Wachstum.“ Des Weiteren profitiere Europa von der akkommodierenden Haltung der Europäischen Zentralbank (EZB). Während die US-amerikanische Federal Reserve die Geldpolitik straffe und dieses Jahr vermutlich noch zwei Zinsanstiege ansetze, bleibe die EZB bei ihrer Politik der Negativzinsen und kaufe aktuell jeden Monat Anleihen in Höhe von 60 Milliarden Euro. Obwohl eine gewisse Wahrscheinlichkeit bestehe, dass die EZB das Tempo ihrer Ankäufe drosseln werde, bleibe die Geldpolitik akkommodierend.
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