Dividenden sind kein Zinsersatz

Wer in Dividenden die neuen Zinsen sieht, der befindet sich im Zeitalter des Zinsnotstands in bester Gesellschaft. Dies gilt insbesondere für unerfahrene Aktionäre, die in Aktien eine Art Ersatzanleihe sehen.

Doch der Höhe der aktuellen Dividende ein zu hohes Gewicht zu schenken, wirkt sich nachteilig auf die langfristige Performance aus. Sicher fallen die wenigsten auf eine Dividendenrendite von 10 Prozent und mehr herein (der Onvista-Aktienscreener lieferte mit dieser Filterbedingung übrigens 185 Treffer). Aber vier, besser noch fünf Prozent wären dann doch nicht schlecht (1344 Treffer).

Wer schon etwas von Aktien versteht, der setzt vielleicht auf „hochverzinsliche“ Dividendenaristokraten, um auf Nummer Sicher zu gehen. Doch ein Dividendenaristokrat bedeutet nicht automatisch „Tripple-A“. General Electric, Banc of America, State Street und andere waren allesamt Dividendenaristokraten, deren Serie irgendwann gerissen ist, und im Artikel Wachstumswerte finden sehen Sie eine Liste von Dividendenaristokraten mit bedenklich hoher Ausschüttungsquote, deren Serie an Dividendenerhöhungen möglicherweise auch einmal zu Ende geht.

Doch selbst, wenn es „gut geht“ und es während der gesamten Haltedauer zu keiner Kürzung der Dividende kommt, heißt das noch lange nicht, dass Sie eine gute Performance erzielen. Denn während bei Anleihen der Großteil der Performance über die Verzinsung kommt und Kurgewinne nur eine Nebenrolle spielen (wir lassen Schrottanleihen außen vor), ist es bei Aktien genau umgekehrt. Bei Aktien macht der Kursgewinn den deutlich größeren Teil an der Gesamtperformance aus.

Die Bedeutung von Kursgewinnen und Dividenden an der Gesamtperformance kann man am Beispiel des SnP 500 sehen, wenn man die Entwicklung des SnP 500 Performance-Index mit dem SnP 500 Total Net Return Index vergleicht. Zur Erklärung. Der SnP 500 Performance-Index ist ein reiner Kursindex ohne Berücksichtigung von Dividenden. Der SnP 500 Total Net Return Index berücksichtigt Dividenden durch sofortige Reinvestierung nach Abzug von Steuern.

Wer Aktien in erster Linie wegen der „hohen Dividende“ kauft, der verkennt das wahre Potential der Aktie und zieht mit hoher Wahrscheinlichkeit eine hohe Anfangsrendite langfristig steigenden Kursen und Dividenden vor. Es ist nämlich schwer, Unternehmen zu finden, die sowohl eine hohe Dividende ausschütten als auch ein hohes Gewinnwachstum ausweisen. Denn ein hohes Gewinnwachstum wird vom Markt mit einem entsprechend hohen Kurs honoriert, der wiederum die aktuelle Dividendenrendite drückt.

Das ist aber nicht schlimm, denn wenn sich die Erwartung des Marktes bewahrheitet, sich die Gewinne also erhöhen, werden auch die Dividenden angehoben. Setzt man auf solche Wachstumswerte, wird man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit nach einigen Jahren Geduld mit satten Kursgewinnen und einer hohen persönlichen Dividendenrendite belohnt, während die Kurse vieler Unternehmen, die mit einer hohen Anfangsdividende locken, kaum von der Stelle kamen.

 

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Born2Invest Staff:
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