Der lange anhaltende Anstieg des Deutschen Aktienindex, Dax, scheint sich so langsam seinem Ende zuzuneigen. Bei genauerer Analyse lassen sich tatsächtlich Effekte der Impulslosigkeit feststellen, ein Grund zur Panik für Dax-Anleger, ist jedeoch nicht gegeben.
Im Netz wimmelt es nur so von Analysten, die auf die hohe Bewertung bei vielen Aktien und den bereits sehr lange (vielleicht zu lange?) bestehenden Aufwärtstrend im DAX hinweisen. Tatsächlich gibt es aktuell einige Warnzeichen am Horizont, auf die ich im weiteren Verlauf meines Beitrags eingehen werde.
DAX
Trendfolge mit Trendfolge-Investments.com
DAX Trend-Score: 6 von 8 Punkte, bullish
letzter Trendwechsel (auf bullish) mit dem Schlusskurs per: 10.11.2016
Performance seit letztem Signal (ohne Hebel): +19,0 %
Weitere Informationen zum Trendfolgekonzept: Die Strategie sowie Performance
In meinem letzten Beitrag hatte ich auf die nervöse Stimmung der Marktteilnehmer hingewiesen. Diese ist nach wie vor zu „spüren“, doch wesentliche Kursverluste gab es (noch?) keine. Mein Trendkonzept erreicht nur noch 6 Punkte, dennoch ist es damit nach wie vor bullish positioniert.
Beim Tageschart fallen mir zwei interessante Punkte auf:
1. Der Index vollzieht eine Gratwanderung an der oberen Begrenzung des Aufwärtstrendkanals. Ich hatte in den letzten Wochen diese Linie oft hervorgehoben, schon im Frühjahr 2017 hat der Index oft mit der Trendlinie gekämpft (siehe eingezeichnete Pfeile). Rein fundamental / realwirtschaftlich arbeitende Analysten mögen argumentieren, dass eine aufgemalte Linie wohl kaum den Unternehmenswert der im DAX gelisteten Aktien beeinflussen kann. Sehr viele Trader arbeiten aber mit der Charttechnik, so dass diese zu einer Art selbsterfüllenden Prophezeiung werden kann. Ich persönlich werde die Trendlinie daher (weiterhin) genau beobachten.
2. Der MACD – ein Indikator für die Schwungkraft des Trends – zeigt einen leichten Momentumsverlust (d.h. eine abschwächende Schwungkraft) an. Es liegen eine negative Divergenz und ein Verkaufssignal (in Bezug auf die Signallinie des MACD) vor. Das allein wäre meines Erachtens nicht so schlimm, weiter unten zeige ich aber noch ein weiteres Warnsignal.
Der Wochenchart sieht auf den ersten Blick nach einem intakten Aufwärtstrend aus. Für einen intakten Trend sprechen die von mir verwendeten gleitenden Durchschnitte (diese steigen und der Kurs ist oberhalb der Durchschnitte). Doch auch hier hat die Schwungkraft des Trends zuletzt nachgelassen. Dies lässt sich anhand des MACD-Indikators ablesen, der ein frisches Verkaufssignal generiert hat (siehe Pfeil).
Die Marktbreite lässt nach
Erschwerend kommt noch der Umstand hinzu, dass der DAX an Marktbreite verliert. Passend dazu habe ich gestern in einem speziellen Beitrag zu dem Thema gezeigt, was die Marktbreite ist und wie Investoren diese nutzen können. Hier geht es zum Beitrag:
Die Marktbreite als Crash-Indikator
Derartige Indikatoren bezeichne ich gerne als Crash-Indikatoren. Hintergrund ist, dass ich mit solchen Indikatoren keine Kaufsignale suche (Kaufsignale suche u.a. mit folgenden Methoden: Trendfolgemodelle, relative Stärke Analysen, fundamentale Analysen des Geschäftsmodells, markttechnische Breakouts, usw.). Crash-Indikatoren verwende ich, um gute Ausstiegspunkte zu finden (wenngleich andere Investoren diese natürlich auch anders verwenden können).
Nur weil ein Crash-Indikator eine Warnung abgibt, bedeutet dies natürlich nicht, dass der Markt sofort fallen muss. Ich persönlich bin aber der Meinung, dass ich mit Hilfe von Crash-Indikatoren Marktphasen mit einem schlechteren Chance-Risiko-Verhältnis identifizieren kann. So kann es in seltenen Einzelfällen vorkommen, dass ich Gewinnmitnahmen realisiere (oder Absicherungen kaufe), obwohl mein Trendkonzept noch bullish positioniert ist.
Aber nun zurück zum DAX. Wer den oben verlinkten Beitrag über die Marktbreite gelesen hat, der kennt bereits derartige Grafiken:
Es ist gut zu sehen, dass die Anzahl an im DAX gelisteten Aktien, die sich oberhalb des 200-Tage gleitenden Durchschnitts befinden, zuletzt deutlich gefallen ist (= grüne Linie als Indikator für die Marktbreite). Interessant ist dabei, dass der DAX im gleichen Zeitraum gestiegen ist (schwarze Linie). Damit liegt eine negative Divergenz vor (siehe rote Linien). Das Fundament des Aufwärtstrends beginnt zu bröckeln (zur detaillierten Interpretation derartiger Situationen siehe auch oben verlinkter Beitrag über die Marktbreite).
Auch wenn ich mich wiederhole, betone ich nochmal, dass ich nur meine persönliche Meinung darstelle. Außerdem muss eine schwache Marktbreite nicht bedeuten, dass der Markt sofort fällt. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass Aufwärtstrends mit einer schwächelnden Marktbreite nur noch langsam steigen oder es ggf. sogar zu einem Trendwechsel kommt. Ein konkretes historisches Beispiel für einen Kursrückgang nach einer Phase mit einer abnehmenden Marktbreite habe ich im oben verlinkten Artikel dargestellt.
Fazit
Der MACD zeigt auf täglicher und auf wöchentlicher Basis ein abnehmendes Momentum an und der DAX hält sich nur mit großer Mühe oberhalb der oberen Begrenzung des Trendkanals (siehe Tageschart oben). Außerdem hat der DAX zuletzt an Marktbreite verloren. Die genannten Punkte deuten an, dass die Gefahr einer kräftigen Korrektur zuletzt gestiegen ist. Meiner Meinung nach sollten Investoren in derartigen Marktphasen Ruhe bewahren und auf die eigene Strategie vertrauen.
So lassen sich langfristige Trendfolger von diesen (eher kurzfristigen) Warnsignalen noch nicht abschrecken. Mein eigenes Trendkonzept ist ebenso noch bullish positioniert. Im Ergebnis bleibe ich investiert, sollte der DAX aber zurück in den Trendkanal fallen (siehe Tageschart oben), so würde ich meine DAX-Positionen zur Hälfte absichern (dies gilt analog auch für andere Indizes, die sich in ähnlichen Situationen befinden).
DISCLAIMER: Dieser Artikel drückt meine persönlichen Ideen und Ansichten aus. Jede Information, die ich verbreite, stammt aus Quellen die ich für glaubwürdig und passend erachte. Ich erhalte weder eine finanzielle Kompensation für das Schreiben dieses Artikels, noch bin ich Anteilseigner einer der Firmen die ich erwähne. Ich ermutige alle Leser, eigene Analysen durchzuführen, bevor Investitionsentscheidungen getroffen werden.