Buchrezension: Das Ende der Lebensversicherung

Grandt, der Autor zahlreicher Bücher schreibt praktisch so, wie ein unabhängiger Finanzberater mit seinem Kunden sprechen würde.
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Dr. h.c. Michael Grandt schreibt über „Das Ende der Lebensversicherung – Warum Sie jetzt handeln müssen und wie Sie Ihre Altersvorsorge retten – Schritt für Schritt“ im FinanzBuch Verlag, einem Imprint der Münchner Verlagsgruppe.

 

Während „Disclaimer“ in den Prospekten von Finanzdienstleistern inzwischen zum Standard gehören, sind sie in Büchern eher noch eine Seltenheit. Bei Grandt liest sich dieser so: „Ich weise darauf hin, dass diese Studie kein Ersatz für eine gründliche Analyse Ihrer individuellen finanziellen Situation darstellt, die von Leser zu Leser variiert. Diese Publikation stellt einen Gesamtüberblick dar. Sie sollten sich zusätzlich informieren und Ihre Entscheidungen eigenverantwortlich treffen. Meine Einschätzungen, Prognosen und Tipps sind als persönliche Meinungsäußerung und als unverbindliche Information anzusehen.“

Wer das Buch bis zum Ende liest, wird sich an den Disclaimer erinnern. Der Autor zahlreicher Bücher Grandt ist so schreibgewandt, dass er dem Leser fasst das Gefühl gibt, er säße vor dem Leser und würde mit ihm sprechen. Er schreibt praktisch so, wie ein unabhängiger Finanzberater mit seinem Kunden sprechen würde (oder vielleicht besser: sollte).

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Quelle: Pixabay

Grandts Darstellungen enthalten politischen Sprengstoff

„Das Durchschnittsrentenniveau in der EU beträgt rund 60 Prozent, 28 in Deutschland nur knapp 44 Prozent. Das heißt: Sie als größter EU-Nettozahler subventionieren die viel höheren Renten in anderen europäischen Ländern und müssen selbst immer mehr Kürzungen hinnehmen.“ Jeder Beitragszahler in Deutschland trage im Schnitt die Kosten von knapp „0,7 Rentner“ pro Monat, Tendenz steigend. „Dazu kommt: Aktuell beziehen Männer im Schnitt 17,3 Jahre Rente, Frauen 20,8 Jahre – fast doppelt so lange wie 1960. So kann das Umlageverfahren nicht mehr funktionieren!“ Rund 43 Millionen Erwerbstätige stehen also rund 33 Millionen Menschen gegenüber, rechnet Grandt vor, die vom Staat finanziert werden müssen.

„Die staatliche Regierungspropaganda erklärt,“ warnt Grandt, „die Rente sei sicher, propagiert aber zugleich die Riester-Rente als Zusatzversorgung, weil die »normale« Rente nicht reicht! Merken Sie was?“ Grand will aber nicht nur kritisieren, sondern konstruktive Vorschläge machen: „Nachgelagerte Besteuerung abschaffen. Dem Staat entgehen dann zwar Einnahmen, aber langfristig kommt dies billiger, als die Menschen später über Hartz IV oder die Alterssicherung zu finanzieren. Anrechnung auf Alterssicherung abschaffen. Bei fondsgebundener Riester-Rente: Nur in sichere festverzinsliche Wertpapiere investieren.“ Grandt streut in sein Buch zahlreiche Politikempfehlungen ein. Leider erweist sich Grandt dabei schon zu sehr als Experte, um zu sehen, dass seine Vorschläge nicht immer auch zu einer wirklich durchgreifenden Vereinfachung des Systems beitragen würden.

Einfach und verständlich

Dabei ist Grandt um Einfachheit und Verständlichkeit sogar um den Preis willen bemüht, Themen, die in den Bibliotheken der Volkswirtschaftslehre ganze Regale füllen, in wenigen Sätzen abzuhandeln. Zum Beispiel bei seiner Definition von „Inflation“: „Volkswirtschaftlich exakt errechnet man die »wahre Inflation« so: Geldmengenwachstum (M3) ./. Wirtschaftsleistung“. Auch wenn man wissenschaftlich über Details seiner Darstellung lange diskutieren kann, stimmen seine wesentlichen Aussagen: „Sie sehen also, bei einer wahren Inflation von 5 Prozent verlieren 100 Euro in 30 Jahren fast 80 Prozent an Kaufkraft.“

Noch in den 1990er Jahren wurde jeder belächelt, der ein Credit Rating für Versicherungen forderte. Die erste Insolvenz einer Versicherungsgesellschaft in den Turbulenzen des Neuen Marktes machte aber das Erfordernis einer Absicherung deutlich. „Der Sicherungsfonds garantiert zwar für die Lebensversicherungsverträge, aber praktisch kann Protektor sehr schnell selbst überfordert werden. Die ‚Sicherheit‘ der Auffanggesellschaft Protektor ist also nur als bedingt anzusehen.“

Grandt hat einen Spürsinn für Achillesfersen

So attackiert er einen Exportschlager des deutschen Finanzwesens, den Pfandbrief. „Pfandbriefe sind also sicher? Da lachen ja die Hühner! Selbst dem Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) ist das nicht mehr ganz geheuer. Denn er hat nicht umsonst ein Bonitätsdifferenzierungsmodell entwickelt.“ Um seine Skepsis zu untermauern, weitet er den Blick auf alle Covered Bonds, denen die Pfandbriefe zugerechnet werden: „Waren 2008 noch 92 Prozent der Covered Bonds mit der Spitzen-Ratingnote „AAA“ versehen, sind es aktuell nur noch 62 Prozent! Zudem ist ein Drittel davon noch von einer Herabstufung bedroht! Wer angesichts dieser Tatsachen weiterhin am Credo der Sicherheit von Pfandbriefen festhält, ist ignorant gegenüber dem tatsächlichen Marktgeschehen.“

Der Deutsche Derivate Verband dürfte sich über manche seiner Formulierungen freuen: „Zwischenzeitlich sind Staatsanleihen mancher Länder noch spekulativer als Derivate.“ In nur 65 Jahren sei die Staatsverschuldung Deutschlands um das 222-Fache gestiegen. Grandt: „Alleine seit Einführung des Euro um das 99-Fache!“

Nicht beachtet werde bei diesen Zahlen die implizite Verschuldung (»versteckte Verschuldung«), die sich aus der Höhe der zukünftigen staatlichen Zahlungsverpflichtungen, wie etwa Renten- oder Pensionszahlungen und zukünftige Aufwendungen für die Sozialsysteme, ergibt. „Jetzt schon würde Deutschland ohne Zinsen bis zu 200 Jahre benötigen (bei Tilgung 1 Prozent bis 2 Prozent), um die bestehenden Schulden abzuzahlen. Verbindlichkeiten in dieser Größenordnung kann der Staat nie wieder zurückführen, wenn nichts Einschneidendes geschieht. Ich meine damit eine Währungsreform.“

Allein um die Zinslast der auslaufenden Anleihen bewältigen zu können, werden immer wieder neue Anleihen aufgelegt. Grandt sieht darin dasselbe Muster wie bei einem Schneeballsystem. „Für die mehr als unsicheren Staatsanleihen ist von den Aufsichtsbehörden jedoch überhaupt kein Eigenkapitalpuffer vorgeschrieben.“

Zombie-Wirtschaften durch Negativzinsen

„Durch den anhaltenden Negativzins entstehen Zombie-Wirtschaften. Das Kapital ist durch das unermüdliche Gelddrucken der Zentralbanken nämlich keine knappe Ressource mehr. Kapital wird im wahrsten Sinne des Wortes nur noch ‚verramscht‘. Das ist höchst gefährlich, denn die steuernde Funktion des Zinses bei Investitionen entfällt somit. Die Folge: Hochriskante Projekte werden billigst finanziert und de facto bankrotte Länder mit Geld überschüttet, die – anstatt Schuldentilgungen durchzuführen – weiter über ihre Verhältnisse leben.“

Grandt geht detailliert auf die Ansprüche von Sparern und Versicherten ein, die oft ins Leere laufen: „Sie müssen trotzdem die Beiträge in der bisherigen Höhe weiterbezahlen und das, obwohl keine Leistungen mehr erfolgen! Schlussfolgerung: § 314 ermöglicht der staatlichen Aufsichtsbehörde einen direkten Zu- und Eingriff in die Ersparnisse von Lebensversicherungskunden.“

Als Kritiker der Währungsunion bleibt Grandt konsequent bei seinen Empfehlungen: „Tilgen Sie diese bitte zuerst und halten Sie sich zurück, neue Schulden zu machen. Privatschulden können anders als Staatsschulden bei einer Währungsreform aufgewertet werden. Und das, obwohl Ihr Geldvermögen dann vielleicht nur noch aus einem Fünftel oder Zehntel seiner ursprünglichen Höhe besteht.“

Jenseits des Atlantiks wie auch in Fernost macht sich Grandt keine größeren Hoffnungen auf einen stabileren US-Dollar oder japanischen Yen. Er rät zur Anlage z.B. in Norwegen, jedoch möchte er „nichts verschweigen oder beschönigen, denn auch die Anlage in Fremdwährungen hat ihre Risiken. Doch diese sind beim Schweizer Franken und bei der Norwegischen Krone um einiges geringer als bei der Zeitbombe Euro. Immerhin gibt es die beiden Währungen schon seit 166 bzw. 141 Jahren. In Deutschland gab und gibt es seit dieser Zeit sechs Währungen!“

DISCLAIMER: Dieser Artikel drückt meine persönlichen Ideen und Ansichten aus. Jede Information, die ich verbreite, stammt aus Quellen die ich für glaubwürdig und passend erachte. Ich erhalte weder eine finanzielle Kompensation für das Schreiben dieses Artikels, noch bin ich Anteilseigner einer der Firmen die ich erwähne. Ich ermutige alle Leser, eigene Analysen durchzuführen, bevor Investitionsentscheidungen getroffen werden.

Born2Invest Staff

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