In dieser Woche hat der Facebook CEO Mark Zuckerberg die Fragen des amerikanischen Kongresses über die Pläne für Libra beantwortet. Die fünf Stunden, die Zuckerberg im Kongress verbrachte, zeigten, dass der amerikanische Kongress keine Ahnung davon hat, welche Konsequenzen die Währung Libra haben könnte.
Über fünf Stunden beantwortete Zuckerberg die Fragen der Kongressmitglieder. Wie immer bei öffentlichen Veranstaltungen drückte sich der CEO geschickt Fragen mit Ja oder Nein zu beantworten. Wer sich aber die Mühe gemacht hat und die Veranstaltung komplett anzusehen, wird sich über die Kompetenz der Mitglieder des amerikanischen Kongresses gewundert haben. Einige Mitglieder haben überhaupt keine Fragen über die Libra gestellt und nutzten ihre Zeit um Mark Zuckerberg über Fragen aus ihrem Resort zu stellen. Viel Zeit wurde mit Kinderpornos, Facebooks Verhalten gegenüber Minderheiten, die Gefahren von Impfungen und die Einflussnahme der Russen über Facebook bei den Wahlen genutzt.
Die Hälfte der Mitglieder des amerikanischen Kongresses verwechselten die Kryptowährung Libra, die von einer unabhängigen Vereinigung aus Genf geleitet werden soll und die dazu gehörige Wallet-Anwendung Calibra, die von Facebook selber entwickelt wird.
Was hat Facebook mit Libra vor?
Der Versuch von Facebook eine eigene Kryptowährung zu entwickeln, wirft einige Fragen auf. Die finanziellen Möglichkeiten liegen auf der Hand. Facebook, Instagram, WhatsApp und der Messenger, alles Angebote der von der Zuckerberg-Gruppe, verfügen über 2,7 Milliarden aktive Benutzer. Wenn diese Plattform auch Zahlungsoptionen anbieten könnte, würde sie einen riesigen Markt ansprechen.
Dafür versucht Zuckerberg eine neue Wolfsmilchsau zu kreieren. Eigentlich sind Kryptowährungen dezentralisiert und gewährleisten den Benutzern absolute Anonymität. Die Libra soll aber nicht nur die Identifizierung der einzelnen Konten mit ihren Besitzern ermöglichen, sie soll auch als stable Coin an die US-amerikanische Währung gebunden sein. Was Zuckerberg also eigentlich vorhat, ist eine Bank zu entwickeln, die keine Zinsen auf Einlagen bezahlt, dafür aber einen weltweiten bargeldlosen Zahlungsverkehr ermöglicht.
Selbst das bei Kryptowährungen übliche Mining, wodurch diese Währungsart den Wert und die Verbreitung aufbaut, fehlt bei Libra komplett. Das einzige, was Libra mit den konventionellen Kryptowährungen gemeinsam hat, ist die Blockchain Technologie. Selbst die dezentralen Knoten-Rechner, die bei anderen elektronischen Kryptowährungen von unabhängigen Teilnehmern im Internet geführt werden, werden bei der Libra wohl auf den Rechnern aus der Facebook-Gruppe betrieben.
Wenn Politik und Kryptowährungen zusammenstoßen!
Der Politiker Brad Sherman hat erst gar keine Frage gestellt, er nutzte seine Zeit um gegen die Kryptowährungen im Allgemeinen zu plädieren. Seiner Meinung untergraben die Kryptowährungen die Macht des USD, der eine so wichtige Rolle in der Welt spielt.
Wenn eine Kryptowährung nicht funktioniert, dann verlieren seiner Meinung die Investoren viel Geld, oder in dem Fall das sie funktioniert, dann schädigt sie die Rolle des USD als einzige internationale Währung. Diese wichtige Rolle des USD spart seiner Meinung nach den Kreditnehmern in den USA tausende Dollar an Kreditzahlungen und finanziert auch den Kongress, weil Geld dadurch in die USA fließt. Die Federal Reserve Bank macht seiner Meinung 100 Milliarden USD Gewinn, die auch den Kongress unterstützen. Seiner Meinung nach ist der USD eine exzellente Währung, außer, dass sie wirklich schlecht für Steuerhinterzieher, Drogenhändler und Terroristen ist.
Sherman hat Angst, dass eine Kryptowährung die Drogendealer nur effektiver macht. Wenn die Geschäfte der Drogendealer nur 10 Prozent effektiver werden, wie viele Tote würde das in den USA in den nächsten zehn Jahren mehr bedeuten, fragte er das Publikum rhetorisch. Er fragt, ob dies mit den Todesopfern der Terroristenanschläge zu vergleichen ist?
Seiner Meinung müssen sich die Leute, die Kryptowährungen einführen, Gedanken über den Effekt machen, den diese Währungen auf die „Power“ der Vereinigten Staaten haben. Besonders auf das übliche Werkzeug der USA, Sanktionen über andere Länder zu verhängen. Diese Macht wird die USA seiner Meinung nach verlieren, weil die Kryptowährungen die Währungen der Krypto-Patrioten ist. Der Politiker behauptet, dass Zuckerberg Schlupflöcher in den Gesetzesvorlagen finden wird, um seine neue Währung durchsetzen zu können und dann behaupten kann, sie entspricht den Auflagen der amerikanischen Behörden. Seiner Meinung will Zuckerberg mächtige Einbruchswerkzeuge entwickeln und seine Partner werden die Einbrüche vollziehen. Seiner Meinung nach nutzt Zuckerberg die Macht von Facebook, um seine eigene Währung zu entwickeln, die er selber den „Zuck-Buck“ nennt.
Für den Politiker versteckt sich der reichste Mann der Welt hinter den ärmsten Menschen der Welt, für die er eine Währung erschaffen will!
Meine Hochachtung Herr Zuckerberg
Sie können gegen Kryptowährungen sein, oder ihre Vorzüge für wichtig halten, eins hat die Anhörung meiner Meinung nach klargestellt, dass Politiker nicht über das neue elektronische Währungssystem informiert sind und sich nicht dem globalen Impact der Kryptowährungen bewusst sind. Ich persönlich bin kein großer Fan von Mark Zuckerberg, aber in diesem Fall muss ich meine Bewunderung für den CEO von Facebook aussprechen. Er wurde eingeladen, um Fragen zu Libra zu beantworten. Er musste sich Fragen stellen lassen, wieviel Mitglieder der Libra Assoziation dunkler Hautfarbe, LGTB Mitglieder oder Frauen sind. Er versuchte Fragen zu Kinderpornos, Möglichkeiten zur Werbung in Facebook und viele andere Fragen zu beantworten, die absolut nichts mit Libra zu tun haben. Er führt ein multinationales Unternehmen, mit mehr als 35.000 Angestellten und keiner kann verlangen, dass er über alle Angelegenheiten des Unternehmens informiert ist. Trotzdem verhielt er sich ruhig und hat zu keinem Zeitpunkt seine Kontrolle verloren.
Was ist wahr an den Vorwürfen?
Die Idee, eine light-Version einer Kryptowährung anzubieten, wird in erster Linie an den Geschäftsmöglichkeiten von Facebook liegen. Sie wird vielen Menschen auf der Welt die Möglichkeit bieten, ein Bankkonto zu führen und ihnen Zugriff auf den bargeldlosen Zahlungsverkehr gewährleisten.
Drogendealer, Steuerflüchtige und Terroristen, sind nicht auf Kryptowährungen angewiesen. Es gab sie lange bevor die Kryptowährungen existierten und es wird sie auch geben, wenn sich die Kryptowährungen gegen alle Logik nicht durchsetzen. Ja, sie benutzen die Kryptowährungen sicherlich, um ihre Ziele durchzusetzen. Sie benutzen aber auch einfache Konten, nutzen Bargeld und werden immer einen Weg finden, um Geld zu verschieben. Bitcoin ist bekannt geworden als Währung für das Deep Web, als Zahlungsmittel für Drogen, Waffen und Auftragsmörder. Es liegt aber in der Natur der Kryptowährung, dass wir für den Missbrauch keine Zahlen zur Verfügung stellen können. Das gilt für den positiven Gebrauch genauso, wie für den Missbrauch.
Wir können nur die positiven Möglichkeiten der Kryptowährungen den negativen gegenüberstellen. Die Kryptowährungen bieten die Möglichkeit Geld in kurzer Zeit weltweit zu verschicken, ohne dass diese Überweisungen Geld kosten. Sie sind normalerweise losgelöst von jeglichen Regierungen und Zahlungsinstituten und werden jetzt schon von vielen Menschen und Unternehmen genutzt. Sie bieten Unternehmen die Möglichkeiten Finanzinstrumente dort anzubieten, in denen keine anderen Möglichkeiten zur Verfügung stehen.
Ob die Libra tatsächlich eine Lösung ist, um Finanzprobleme zu lösen, oder ob sie nur eine kommerzielle Möglichkeit für Facebook ist, wird sich herausstellen. Wir müssen aber das Potential der Kryptowährungen erkennen. Der technische Fortschritt wird sich nicht aufhalten lassen, auch nicht durch Politiker, die sich nicht die Mühe machen sich in ein Thema einzuarbeiten.
Cover Bild: Photo by Worldspectrum from Pexels
AUSSCHLUSS: Dieser Artikel drückt meine eigenen Ideen und Meinungen aus. Alle Informationen, die ich weitergegeben habe, stammen aus Quellen, die ich für zuverlässig und genau halte. Ich habe keine finanzielle Entschädigung für das Schreiben dieses Beitrags erhalten, noch besitze ich Aktien von einem Unternehmen, das ich erwähnt habe. Ich ermutige jeden Leser, zuerst seine eigene sorgfältige Recherche durchzuführen, bevor er Anlageentscheidungen trifft.